26. April 2012

Up and Down

Music: none
Mood:  Endlich Feierabend
Reading: Lara Adrian - Gefangene des Blutes

Endlich Feierabend, endlich zu Hause. Und nun muss ich mich wach halten, obwohl ich müde bin. Warum das ganze? Ganz einfach, würde ich jetzt in mein Bett fallen, würde ich direkt einschlafen. Wunderbarer Gedanke. Das Problem an der Sache ist nur: Ich würde dann auch wieder gegen Acht in der Früh wach werden. Und das ist schlecht wenn ich dann Abends in den Nachtdienst gehen muss, da ich dann Tags über nicht mehr schlafen kann.
Soviel nur am Rande. 

Die Arbeit war heute durchwachsen. Es gibt so zwei Bewohner, die einen derzeit schier in den Wahnsinn treiben. Kaum kam ich aus dem Fahrstuhl, noch nicht mal umgezogen, da klebte mit Bewohnerin J. schon am Allerwertesten und das fand dann auch kein Ende. Schwester hier, Schwester da.... Schwester hilfe. Und das alles wegen nichts. Ich weiß, sie ist alt und nun auch vollkommen dement. 
Aber als ich Frau J. kennen lernte, da war sie noch nicht dement und sie ließ einem keine andere Wahl als nur notwendig höflich zu sein. Sie ging andere Bewohner körperlich an, unterstellte ihnen sie würde von ihnen geschlagen werden, sie beschimpfte aufs Übelste und es kamen teilweise auch Sprüche, die.... einfach harter Tobak waren. Das waren Dinge, die nichts mit ihrer Krankheit zu tun hatten. Das waren einfach charakterliche Sachen an ihr. Und nun, wo sie selber dement und verwirrt ist, da kann ich einfach kein Mitleid mit haben. 
Nicht mal im Ansatz. Man zwingt sich weiter zu der notwendigen Freundlichkeit, aber mehr auch nicht.
Man kommt auf Station, sieht Fr. J. und will im Grunde wieder sofort gehen.
Inzwischen muss man schon schaun, ihr nicht sofort über den Weg zu laufen, weil man sonst nciht dazu kommst sich um die anderen 28 Bewohner zu kümmrn.
Und erhascht sie einen doch, dann interessieren auch Türen die geschlossen sind nicht, sie platzt in fremde Bewohnerzimmer, beschimpft die Bewohner und muss regelrecht aus diesen Zimmern rausgeworfen werden.
Das ist dann zum einem aufhaltend im Arbeitslauf, zum anderen und viel gravierender aber noch stressiger für die Bewohner, die beschimpft werden. Für manche ist die Versorgung ohnehin schon nicht sonderlich angenehm und sie werden gewiss nicht ruhiger, wenn dann jemand reinplatzt und sie beschimpft.

Aber dann hat man so kleine Zuckerstückchen an Bewohner.
Hr. M. zum Beispiel, der immer sagt "Engelchen, für dich alles", wenn ich ihn bitte seine Medizin zu nehmen, wo er bei anderen einen Aufstand probt oder es gerade eine ganz blöde Sache findet etwas zu trinken.
Fr. K. die mich immer "Hallo Mäuschen" begrüßt, mit der man Lachen kann oder Fr. S. die immer sagt "Du weißt wenigstens mit meinem Auto umzugehen, die anderen machen es immer kaputt" wenn ich ihren Rollstuhl auseinander nehme um sie ins Bett zu bringen. Und nicht zu vergessen Fr. W. die beschlossen hat mich nurnoch Kücken zu nennen, weil ich die Jüngste auf Station bin und dann so herzhaft lacht wenn ich "Chiep chiep" mache.
Diese Bewohner sind dann eine Wohltat und willkommene Rückzugspunkte für einen Moment um wieder die nötige Ruhe zu erlangen, wenn man gerade schon fertig mit den Nerven ist.
Und das sind die Bewohner, die ich vermissen werde, wenn ich ende Mai weg gehe. Natürlich werde ich noch mal rumgehen, Kollegen und die Leute besuchen.
Und man findet solche Leute immer wieder, also Leute die einfach Zuckerstückchen sind, aber das wird man dann nicht vergleichen können.

Ich war heute zumindest sehr froh, die Station hinter mir lassen zu können, trotz meiner Zuckerstücke. Die können eben nicht alles ausgleichen.
Und der einzige Vorteil am Nachtdienst ist wohl, dass die Bewohner wenigstens alle schlafen und mir Fr. J. nicht die ganze Zeit folgen wird.

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